Vom Balljungen zum Ehrenmitglied – Interview mit Dieter Manger

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Ehrenmitglied - Dieter Manger

Ehrenmitglied – Dieter Manger

Vor kurzem feierte unser Ehrenmitglied Dieter Manger seinen 85. Geburtstag. Für den aktuellen GWL-Kurier hat er sich in einem ausführlichen Interview den Fragen unseres Vorsitzenden Edgar Scholz gestellt.

Grün-Weiß Kurier: Dieter, Du bist im Januar 85 Jahre alt geworden und rennst immer noch dieser verdammten Filzkugel hinterher? Die Frage soll nicht lauten: Wie machst Du das bloß, – sondern: warum?

Dieter Manger: Weil Tennis nach nun 67 Jahren ein Teil meines Lebensinhalts geworden ist und ich lebendig demonstrieren möchte, dass man diesen Sport auch bis ins hohe Alter betreiben kann. Dazu kommen die jahrzehntelange Verbundenheit zu meinem Club und die Freundschaften, die ich hier geschlossen habe.

Grün-Weiß Kurier: Du bist zwar nicht unser ältestes Mitglied, aber Du bist der älteste aktive Spieler im Verein. Wann hat Dich denn eigentlich die Lust am Tennissport gepackt?

Dieter Manger: Mit 17 Jahren bin ich nach unserer Rückkehr nach München 1948 auf Empfehlung eines Freundes als Schülermitglied in den TC Iphitos in München eingetreten. Ein elitärer Club, in dem man nur in weißer Kleidung mit Vereinsemblem spielen durfte. Ich spielte dort bis 1956 in Schüler- und Studentenmannschaften. Die Liebe zu diesem Sport hat mich bis heute nicht mehr losgelassen.

Grün-Weiß Kurier: Du zeigst Deine Liebe zu Bayern öffentlich. Man könnte annehmen, Du seist dort geboren oder hättest lange dort gelebt, bevor Du in Langenfeld Deinen Ankerplatz gefunden hast?

Dieter Manger: Ich bin in der Tat 1931 inmitten von München geboren – mehr Münchner kann man gar nicht sein! Meine Kindheit und die ersten Schuljahre verbrachte ich dort. Nach einigen Jahren in Nürnberg, wo ich das humanistische Gymnasium besuchte, zogen wir, bedingt durch die Bombenangriffe, nach dem Tode meines Vaters, 1943 nach Staufen bei Freiburg und kamen 1947 endlich wieder nach München zurück. Ich machte hier mein Abi und begann 1951 auf der TH mein Chemiestudium.

Grün-Weiß Kurier: Kommen wir auf einen wohl nicht minder interessanten Rückblick zu sprechen, nämlich auf Dein berufliches Leben. Gibst Du uns ein paar Einblicke?

Dieter Manger: Meinen ersten Arbeitsplatz hatte ich 1956 als Laborleiter in einer Gummifabrik in Hannoversch Münden. Dies war der Einstieg in meine zweite sportliche Leidenschaft, den Wasserskisport. Auf der Werra und der Weser wurde dieser Sport betrieben und ich war gleich mit Begeisterung dabei. Zwei Jahre später war ich als Jugendleiter Gründungsmitglied des deutschen Wasserskiverbands in Kassel. Mein beruflicher Weg führte mich 1959, nach meiner Heirat, weiter nach Hamburg als Prokurist und Verkaufsleiter einer Importfirma für Natur-und Synthesekautschuk. Dort blieb ich 14 Jahre, kam aber aus familiären Gründen 1961 nach Langenfeld und konnte von hier aus meine Tätigkeit weiterführen. Dann folgten vier Jahre als Geschäftsführer und Direktor einer Gummiwalzenfabrik in Erkrath. 1974 wechselte ich im Bereich von Spezialkautschuken als Berater und Verkaufsleiter für die Gummiindustrie in Mittel- und Nordeuropa zu einem großen französischen Chemieunternehmen mit Sitz in Paris. Mit einem eigenen Büro habe ich die Geschäfte von Langenfeld aus betrieben, was mir gute Möglichkeiten für meine sportlichen Aktivitäten eröffnete.

Grün-Weiß Kurier: Wir müssen unbedingt auf das Thema Tennis zurückkommen. Es ist vielfältig und nicht nur sportlicher Natur. Als erstes fällt mir da der Name Gottfried von Cramm ein. Was hat es eigentlich mit dieser Geschichte auf sich?

Dieter Manger: Gottfried von Cramm lernte ich beim TC Iphitos in München kennen. Er war Mitglied und spielte bei den BMW Open, die er 1949 und 1950 gewann. 1949 war ich Balljunge im Spiel gegen

Ernst Buchholz. Als Dank spielte er mit uns Balljungs eine Stunde Tennis und erzählte aus seinem bewegten Leben. Als Andenken hat er mir ein Foto signiert. Von Cramm stand dreimal in Wimbledon im Endspiel, das er aber nie gewinnen konnte. Er starb 1976 mit 67 Jahren bei einem Autounfall. Er war mit Sicher heit der eleganteste und fairste Tennisspieler seiner Zeit.

Grün-Weiß Kurier: Im TC GWL bist Du seit 54 Jahren Mitglied. Das spricht für den Verein, aber auch für Dich. Schon früh hast Du Dich für ehrenamtliche Tätigkeiten zur Verfügung gestellt und damit das Vereinsgeschehen mit geprägt. Welche Gedanken und Erinnerungen an diese Zeit haben sich nachhaltig bei Dir festgesetzt?

Dieter Manger: Mit meinen Gedanken und Erinnerungen könnte ich den ganzen GWL Kurier füllen. Mein größter Wunsch war immer, etwas mitzugestalten und zu bewegen, einen Club nicht nur als sportliche Einrichtung zu sehen, sondern ihn zu beleben. Das gesellschaftliche Umfeld halte ich für ebenso wichtig wie das Streben nach sportlichen Erfolgen. Die schnelle Integration neuer Mitglieder in unseren Club war und ist mir ein besonderes Anliegen. Fast 20 Jahre lang habe ich unsere Pfingstturniere und unsere seit mehr als vier Jahrzehnten bestehenden Freundschaftsturniere mit Stadtwald Hilden (früher Rot Weiß) ausgerichtet. Diese Veranstaltungen werden nun von Bernd und Dorothea Klammt betreut. Um unser traditionelles Oktoberfest, verbunden mit einem offenen Abschlussturnier, werde ich mich aber auch weiterhin kümmern, denn Weißwürscht, Leberkäs, Haxen, Brezen und Wiesenbier sind ein willkommener Anlass zum Feiern.

Grün-Weiß Kurier: Deine ehrenamtliche Tätigkeit ist mit der Beendigung Deiner Tätigkeit als 1. Vorsitzender nicht beendet. Du bist gewähltes Mitglied im Beirat des TC GWL. Würdest Du die Aufgaben dieses Gremiums mal kurz erläutern?

Dieter Manger: Der Beirat, der aus drei bis fünf im Turnus von drei Jahren gewählten Vollmitgliedern besteht, die mindestens zehn Jahre dem Verein angehören, berät und unterstützt den Vorstand in der Vereinsführung. Jedes Clubmitglied kann den Beirat bei vereinsinternen Schwierigkeiten und oder Differenzen jeglicher Art anrufen, ebenso kann der Vorstand streitige Angelegenheiten an den Beirat übertragen. Der Beirat arbeitet unabhängig vom Vorstand, er hat diesem nur von seinen Ergebnissen nach Beendigung mit einem Protokoll zu berichten. Die letzte Tätigkeit des Beirats war vor sieben Jahren in einem Streitfall, der erst nach einem halben Jahr geschlichtet werden konnte.

Grün-Weiß Kurier: Mit Deinem Ausscheiden aus dem Vorstand hat Dich auf Vorschlag der Vorstandsmitglieder die Mitgliederversammlung zum verdienten Ehrenmitglied gewählt. Das ist eine hohe Auszeichnung und ist als Anerkennung für unermüdliche Arbeit im Verein anzusehen. Mit der Ehrenmitgliedschaft verbunden ist laut Satzung auch eine Befreiung von sämtlichen finanziellen Verpflichtungen. Du hast seit Deiner Ernennung den normalerweise fälligen Jahresbeitrag dem Verein als Spende zur Verfügung gestellt. Welchen Stellenwert hat die Ehrenmitgliedschaft für Dich und warum überweist Du den Beitrag als Spende an den Verein zurück?

Dieter Manger: Ich bin dankbar und stolz für diese Auszeichnung, aber sie bedeutet ja nicht, dass ich mich von meinen Tätigkeiten, Aufgaben und Pflichten zurückziehe. Auch als Ehrenmitglied partizipiere ich in gleicher Weise wie alle anderen Mitglieder von den Strukturen des Vereins. Ich benutze die Plätze, die Einrichtungen des Clubhauses, freue mich über das rege Clubleben und den ausgezeichneten Zustand unserer Anlage. Es ist für mich selbstverständlich, die gleichen finanziellen Zuwendungen für diesen Erhalt zu leisten.

Grün-Weiß Kurier: Wir können das Gespräch nicht beenden, ohne ein weiteres Betätigungsfeld von Dir in unserem Verein anzusprechen: Deine sogenannte Sonntagsrunde, die Du vor zig Jahren ins Leben gerufen hast! Das ist pure Vereinsarbeit, die man nicht hoch genug einschätzen kann. Jeder kennt den Begriff, aber was ist das nun eigentlich wirklich?

Dieter Manger: „Manger’s Sonntagsrunde“ habe ich vor mehr als zwanzig Jahren ins Leben gerufen. Anlass war, eine große feste Spielgemeinschaft unterschiedlichster Spielstärken mit festen Spielzeiten zu gründen. Viele Clubmitglieder spielen meist nur mit festen Partnern – und viele Spielerinnen und Spieler, besonders neue Mitglieder, finden oftmals keine geeigneten Mitspieler. In meiner Gruppe werden jeden Sonntag neue Pläne mit immer wechselnden Spielern ausgehängt, so dass die unterschiedlichsten Spielstärken aufeinander treffen. Wichtig war mir auch, dass neue Mitglieder, die noch keinen Kontakt im Club haben oder auch erst am Anfang ihrer Tennislaufbahn stehen, schnell integriert werden und Anschluss finden können. In dieser Gruppe geht es nicht um höchste sportliche Leistungen, sondern um den Spaß und die Freude, mit immer anderen Partnern spielen zu können, und anschließend mit der ganzen Gruppe gemütlich auf unserer schönen Terrasse zusammen zu sitzen. Die höchste Beteiligung waren schon 32 Spielerinnen und Spieler aller Altersgruppen und Stärken.

Grün-Weiß Kurier: Voriges Jahr bist Du für Dein Engagement mit der silbernen Ehrennadel des TVN, Tennisbezirk 4, ausgezeichnet worden. Ohne Menschen wie Dich ist ein Verein wie unserer nun mal kaum überlebensfähig, oder?

Dieter Manger: Die Ehrung war für mich eine weitere Bestätigung für die Notwendigkeit des Engagements von Mitgliedern für ihren Verein. Dies fördert und festigt die inneren Strukturen eines Clubs. Auch die Bezirke und Verbände profitieren von gesunden Mitgliedsvereinen. Die Überlebensfähigkeit hängt aber primär vom Gleichgewicht zwischen Forderungen im sportlichen wie auch im strukturellen Bereich und von seinen finanziellen Möglichkeiten ab. Die Pflicht des Vorstands war und ist es, hier eine gesunde Balance zu halten und damit die Basis für eine gesicherte Zukunft zu schaffen.

Grün-Weiß Kurier: Wie ein roter Faden zieht sich der Tennissport durch Dein abwechslungsreiches Leben. Die berufliche Herausforderung, die Familie und immer wieder der Sport und die damit verbundene ehrenamtliche Verantwortung. Ich danke Dir im Namen unseres Tennisvereins für Deine Bemühungen um unseren Verein und für dieses interessante Gespräch.

Das Gespräch führte Edgar Scholz