Angela Krems im Interview – Spielen, Organisieren, ehrenamtlich Arbeiten

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Grün-Weiß Kurier: Der Name Krems ist mit unserem Tennisverein eng verbunden. Drei Generationen Kremser spielen mitunter gleichzeitig im TC Grün-Weiß Tennis. Kann man sagen, dass der Tennissport für Dich mehr als ein Hobby ist?

Angela: Ganz sicher ist der Tennissport und alles was damit für mich zusammenhängt sehr viel mehr, als ein Hobby für meine Familie und mich. Ergänzen möchte ich hierzu, dass es sich dabei um den Tennissport beim TC Grün-Weiß handelt.
Und tatsächlich: Im letzten Jahr gab es ein Mixed/Doppel zwischen Karin und Willi Krems gegen Steffen und Niccolo Franck auf Platz 5. Drei Generationen auf einem Platz im Jahr 2011 ! Wunderbar, oder ?

Grün-Weiß Kurier: Mit acht Jahren bist Du 1977 als zählbares Mitglied im TC GWL aufgenommen worden. War nicht aber schon vorher der Tennisclub Dein bevorzugter Spielplatz, weil Deine Eltern bereits ab 1972 gemeinsam in unserem Tennisclub aktiv Sport getrieben haben?

Angela: Meine Eltern haben mich sicher in unterschiedlicher Weise beeinflusst. Zum einen haben sie schon immer – nach ihrer durchaus erfolgreichen Gokart-Karriere – leidenschaftlich gerne und mit viel Zeitaufwand Tennis gespielt und zum anderen haben sie mir vermittelt, dass man das durchzieht, was man einmal angefangen hat. Alle Erlebnisse – Förderung zur Medenspielerin, Training bei „grande“ Christian Hohnhold, Bezirksmeisterschaften, Verbandsmeisterschaften, Aufstiege und Abstiege, Integration und Beherbergung von Weltranglistenspielerinnen, gemeinsame Oberligazeiten von erster Herren und erster Damen und entsprechende – durchaus vergnügliche – Clubfeiern, 24 Jahre Beziehung zu meinem Mann, meine Trainerausbildung und last but not least der wunderbare Rahmen für unsere Kinder Fabienne und Niccolo in unserem Club verbinden mich mit diesem Verein. Die Sache ist also wirklich kein Spaß mehr – sie ist ernst.

Grün-Weiß Kurier: Sportlich hast Du Dich schon sehr früh erfolgreich in unseren Medenmannschaften etablieren können. Ab der Saison 2012 startest Du nach erfolgreichen Jahren in der Damen 30 mit der gesamten Mannschaft mit einer Damen 40. Euren Status wollt ihr in die Niederrheinliga mitnehmen. Vermutlich werdet ihr eine erfolgreiche Saison spielen! Siehst Du das ähnlich, oder ist der aus beruflichen Gründen erfolgte Verlust Eurer bisherigen Nummer Eins, Dr. Sandra Rosen, nicht so ohne weiteres zu kompensieren?

Angela: Dieser Verlust ist natürlich in sportlicher Hinsicht schwer bis gar nicht zu kompensieren. Wer sich insbesondere im vergangen Jahr die Doppel von Sandra und Elisabeth angesehen hat, der weiß, was uns da verloren geht. Aber darum geht es nicht allein. Wir waren eine insgesamt wirklich tolle Gemeinschaft, die sich insbesondere menschlich sehr gut verstanden hat. Wir hoffen sehr, dass wir das auch ohne Sandra in den 40’ern wieder hinkriegen. Allerdings werden wir nicht nur ohne die Nummer 1 sondern auch ohne Nummer 2 spielen, weil Biggi zum zweiten Male Mutter wird. Wir werden uns reinhängen, aber erwarten sollten wir nicht zu viel.

Grün-Weiß Kurier: Durch Euren Wechsel entsteht natürlich in unserer Mannschaftsstruktur eine Lücke im Bereich der Damen 30. Siehst Du in naher Zukunft spielerisches Potenzial, um eine neue Damen 30 aufzubauen?

Angela: Leider nein.

Grün-Weiß Kurier: Schon in frühen Jahren hast Du Dein Augenmerk auf unsere Jugend gelegt und Dich für ihre Belange eingesetzt. Neben Deinem spielerischen Talent warst Du durch Dein organisatorisches Geschick prädestiniert für eine ehrenamtliche Tätigkeit in unserem Club. Wie würdest Du selbst Deine nicht nachlassende Antriebsfeder beschreiben, die Jugendarbeit erfolgreich zu gestalten?

Angela: Wie gesagt: Dieser Club ist meine Leidenschaft. Die Jugend ist hier – wie in allen anderen Bereichen des gesellschaftlichen Miteinanders auch – die Basis und die Zukunft. Eine bessere Vorstellung von Perspektive und Sinn habe ich bis heute noch nicht gefunden.

Grün-Weiß Kurier: Ein Wechsel im Bereich des Jugendtrainings steht bevor. Boris Joachim übernimmt von Michaela Diederichs die Verantwortlichkeit, Du stehst weiterhin mit Deiner Trainings- und Organisationsarbeit zur Verfügung. Gerade wegen Deiner weiteren Mitarbeit sieht der Vorstand auch künftig Kontinuität. Kontinuität soll aber nicht Stillstand bedeuten. Möchtet Ihr künftig in das Jugendtraining neue Impulse einbringen, und wo liegen dabei Deine Prioritäten?

Angela: Ich denke, wir haben bislang einen guten Job gemacht. Wir haben jetzt – aufbauend auf dem in wirklich harter Arbeit zusammen mit Michaela aufgebauten Konzept – die Möglichkeit, die Sache mit einer sehr engagierten Isabelle im organisatorischen Bereich und einem sportlichen Vollprofi in der Person von Boris kontinuierlich weiterzuentwickeln. Die Prioritäten liegen – wie auch in der Vergangenheit – darin, möglichst viele Kinder durch ein adäquates Training für den Tennissport zu begeistern und auf Dauer an unseren Verein zu binden.

Grün-Weiß Kurier: Du bist auch sehr stark in die Vorgespräche für ein weiteres Projekt eingebunden, eine unabhängige Tennisschule auf unserer Tennisanlage zu installieren. Wo liegen aus Deiner Sicht die Vorteile einer solchen Tennisschule?

Angela: Der Vorteil liegt meines Erachtens klar auf der Hand: Wir binden dauerhaft einen hervorragenden Trainer, der nebenbei bemerkt schon in Wimbledon gespielt hat, an unseren Club, schaffen eine attraktive Basis für einen auf Breitensport ausgelegten Tennisclub im Hinblick auf eine solide Mitgliederstruktur und fördern – ohne zusätzlichen finanziellen Aufwand – auch noch unseren sportlichen Bereich aus Eigengewächsen, der sich mittlerweile auch wieder sehr gut sehen lassen kann.

Grün-Weiß Kurier: Mitgliedergewinnung ist eine, die neuen Mitglieder längerfristig an den Verein zu binden eine andere Geschichte. Niemand ist so dicht an diesem Thema dran wie Du. Gemeinsam mit dem Vorstand hast Du die Schnuppermitgliedschaft, kombinierbar auch mit einem Schnupperkurs, ins Leben gerufen. Kannst Du uns kurz das System erklären und über Erfahrungen berichten?

Angela: Kurz erklären? Über dieses Thema könnten wir allein 300 Seiten füllen. Klar ist jedenfalls, dass wir in der heutigen Zeit ein zunehmendes Angebot von Freizeitangeboten haben und Interessierten eben zunächst einmal auch Bewährtes schmackhaft machen müssen. Unser Ziel ist, die Schnupperkursteilnehmer von den Vorteilen einer Vereinszugehörigkeit beim TC Grün-Weiß zu überzeugen. Dabei steht sicher eine Erfahrung über allen anderen: Die Qualität und die Freude, die wir bieten, ist nur Grundvoraussetzung – persönliche Ansprache und Kontaktaufnahme ist unverzichtbar, um in diesem Bereich erfolgreich zu sein.

Grün-Weiß Kurier: Ein weiteres Feld der Mitgliedergewinnung hast Du mit der Idee aufgemacht, die Eltern unserer lernenden Kinder ebenfalls für den Tennissport zu begeistern. Bist Du noch an dem Thema dran oder war das eine einmalige glückliche Fügung von Zufälligkeiten?

Angela: Das Konzept ist doch denkbar einfach: Wenn wir den Kindern vermitteln, dass Tennis Spaß macht und sie das zu Hause kommunizieren, beginnen sich auch die Eltern dafür zu interessieren. Die Förderung des Jugendbereiches muss sich demnach immer an dieser „win-win“- Überlegung orientieren. Mit der Förderung der Jugendbereiches schaffen wir daher nicht nur eine perspektivische Option auf zukünftige „Vollmitglieder“, sondern wir interessieren auch eine nicht unerhebliche Anzahl von Erwachsenen (Eltern) für unseren Club.

Grün-Weiß Kurier: Zwischenzeitlich spielen Deine eigenen Kinder schon erfolgreich in unseren Jugend-Medenmannschaften um Punkte. Für einen sportlichen Vergleich ist es sicher noch zu früh, aber die Frage, in welchem Alter Du zum ersten Mal Deine Eltern besiegt hast, sei erlaubt?

Angela: Genau kann ich das nicht sagen. Wir haben wirklich viel und lange miteinander gespielt und irgendwann war es dann – und dann auch deutlich – soweit.

Grün-Weiß Kurier: Sehr erfolgreich bist Du in den letzten Jahren beim Sparkasse Langenfeld Cup im Mixed mit Deinem Mann Steffen aufgetreten. Dabei kam bei den Zuschauern die Frage auf, wer denn hier im Einzelvergleich gewinnen würde. Kannst Du uns das ohne Wenn und Aber abschließend beantworten?

Angela: Leider ja! Das hat zwar einige Zeit gedauert, aber heute gewinnt eben auf dem Platz eindeutig Kraft und Schnelligkeit gegen Intelligenz und Technik.

Grün-Weiß Kurier: Bleibt zum Schluss, Dir für Deine Gesprächsbereitschaft und besonders für Deine ehrenamtliche Tätigkeit unseren Dank auszusprechen. Können wir Dich abschließend noch dazu überreden, einen Blick in die Zukunft unseres Tennisclubs zu wagen?

Angela: Ich denke, wir haben über die Jahre schon viel zu oft gehört, dass es aus diesen und jenen Gründen mit unserem Club nicht mehr weiter – jedenfalls aber Berg ab geht. Aus meiner Sicht haben sich die Dinge eben nur – und das ist doch wohl eher normal – mit der Zeit verändert und uns auch viel Positives gebracht. Allein das harmonische Miteinander des Jugend- und Erwachsenenbereiches macht mir persönlich derzeit einfach nur Freude. Sollten wir es mit diesem Background wieder schaffen, u.a. unsere erste Damen und Herren als sportliches Aushängeschild mit unseren Möglichkeiten noch besser zu positionieren, wäre das ein herausragender Erfolg und eine schöne Bestätigung unserer Jugendarbeit.

Das Interview führte Edgar Scholz (1.Vorsitzender)

Den kompletten GWL-Kurier in der Ausgabe 1/2012 gibt es hier. Bitte anklicken.