Zuhause, bei Grün-Weiß – Interview mit Amir und Sanela Kovacevic

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Sanela und Amir Kovacevic sind seit einigen Jahren unter anderem für das leibliche Wohl auf unserer Tennisanlage verantwortlich. Sie haben sich im Sommer 2015 den Fragen von Edgar Scholz gestellt.

Grün-Weiß Kurier: Immer wieder taucht die Frage auf, welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, um einen Sportverein, wie unseren Tennisklub, zum Erfolg zu führen. Das Interesse am Sport muss vorhanden sein, die Finanzen müssen stimmen, es muss eine freundschaftliche Stimmung unter den Mitgliedern herrschen. Dazu gehört zweifelsfrei eine gut funktionierende Gastronomie mit Speisen und Getränken. Auf der Tennisanlage seid Ihr für unsere Mitglieder das zweite Zuhause. Habt Ihr Euch diese Entwicklung mal so vorgestellt oder seid Ihr ins kalte Wasser gesprungen, um zu sehen, was hier geht?

Sanela und Amir Kovacevic: Noch als Junggeselle hat Amir einen bosnischen Verein bewirtschaftet und damit seine ersten Erfahrungen sammeln können. Gemeinsam konnten wir vor Langenfeld bereits in der Sportgastronomie, dabei auch in Tennisvereinen, unsere Erfahrungen ausbauen. Uns ist dabei auch bewusst geworden, dass der Clubwirt ganz wesentlich dazu beitragen kann, dass die Mitglieder sich wohlfühlen.

Grün-Weiß Kurier: Nicht alle Mitglieder kennen Eure Lebensgeschichte. Würdet Ihr uns nicht nur Eure eigene Lebensgeschichte schildern, sondern auch, wie Ihr Euch kennengelernt habt?

Sanela Kovacevic: Ich kam mit 14 Jahren aus Bosnien, wo sich meine Oma um mich gekümmert hat, zu meinen Eltern nach Hamburg, wo ich dann auch zur Schule ging. Nach meiner Schulzeit habe ich eine Lehre bei der Deutschen Bahn gemacht. Ich habe meinen Amir auch in Hamburg kennengelernt und wir haben jung geheiratet.

Amir Kovacevic: Im Zusammenhang mit dem Bosnien-Krieg kam ich zusammen mit meinem Bruder im Alter von 18 Jahren nach Deutschland. Wir haben dann sofort Arbeit gefunden und konnten so unsere Eltern in Bosnien unterstützen. Beim Besuch von Freunden traf ich Sanela und verliebte mich sofort in sie. Inzwischen sind wir fast 20 Jahre verheiratet und haben unseren siebenjährigen Sohn Loris.

Grün-Weiß Kurier: Seit 2007 haben wir ein vertragliches Verhältnis. Ich finde, unser Club und Ihr als Betreiber der Gastronomie sind ein gutes Team! Ihr verdient hier euren Lebensunterhalt, wir brauchen Euch für ein funktionierendes und harmonisches Clubleben. Seht Ihr das ähnlich oder habt Ihr schon mal mit dem Gedanken gespielt, alles hinzuschmeißen?

Sanela und Amir Kovacevic: Clubgastronomie ist in der Tat speziell. Das Verhältnis zu Mitgliedern und Vorstand ist enorm wichtig. Jedes Mitglied betrachtet seinen Club tatsächlich schon mal als sein Zuhause und möchte entsprechend behandelt werden. Das Klima im Club ist zum Glück ausgezeichnet. Probleme haben wir nie gehabt, so dass wir auch keine Veranlassung hatten „alles hinzuschmeißen“. Wir sind mit der Situation sehr zufrieden.

Grün-Weiß Kurier: Zwischenzeitlich haben wir unsere Zusammenarbeit ausgeweitet und haben Euch ab 2010 die gesamte Platzpflege übertragen. Auch hier haben wir unterschiedliche Interessen: wirtschaftlich für Euch ein weiteres Standbein, wir dagegen profitieren von einer gesicherten und kontinuierlichen Platzpflege über das ganze Jahr. Teilt Ihr unsere Ansicht?

Amir Kovacevic: Die Übernahme der Platzpflege erleichtert die Zusammenarbeit. Probleme und Wünsche können direkt angepackt werden. Finanziell bedeutet das größere Sicherheit für uns. Allerdings ist mein organisatorischer Aufwand höher. Eine Erleichterung für mich wäre es, wenn die Mitglieder wieder mehr Eigenleistungen erbringen würden.

Grün-Weiß Kurier: Die Familie Kovacevic hat sich vergrößert. Euer Sohn Loris erblickte am 15.11.2007 das Licht der Welt. Die Mitglieder sehen ihn heranwachsen, später wird er mal erzählen, dass er einen Teil seiner Kindheit auf einer Tennisanlage verbracht hat. Hoffentlich fühlt er sich bei uns wohl und hat neben Tennis noch andere Interessen?

Sanela und Amir Kovacevic: Loris ist gerne auf der Tennisanlage. Vor allen Dingen ist er immer gerne in der Nähe von Papa – und da wir beide berufstätig sind, ist das auch sehr praktisch. Er ist ja jetzt schon in der Schule und hat sein erstes sehr gutes Zeugnis bekommen. Außer Tennis spielt er auch begeistert Fußball in der F-Jugend des SSV Berghausen.

Grün-Weiß Kurier: Kommen wir noch mal auf die Gastronomie zurück. Natürlich ist eine Sportrestauration kein Gourmettempel: die angebotenen Speisen sollen sportlich zweckgebunden und bezahlbar sein – für alle Mitglieder, einschließlich der Kinder und Jugendlichen. Dieser Spagat ist Euch meines Erachtens gut gelungen. War der Eingewöhnungszeitraum schwierig, oder habt Ihr das im wahrsten Sinne des Wortes sportlich genommen?

Sanela und Amir Kovacevic: Aus unseren Vorerfahrungen war uns schon klar, was Tennisspieler von ihrer Gastronomie erwarten. Aber natürlich mussten wir unsere Mitglieder und ihre Wünsche im Einzelnen kennenlernen und haben unser Angebot entsprechend angepasst.

Grün-Weiß Kurier: Ich möchte Euch auch noch mal die Gelegenheit geben, auf das erweiterte Angebot neben der normalen Tageskarte hinzuweisen. Wie schon bei Medenspielen das Essen im Voraus abgesprochen werden sollte, können auch andere Speisen für einen bestimmten Termin vorbestellt werden. Ihr richtet auch private Feiern oder jegliche andere Veranstaltungen aus. Habe ich etwas vergessen, dass Ihr noch ergänzen könntet?

Sanela und Amir Kovacevic: Wir denken, dass wir gut gerüstet sind für alle Größen von privaten Veranstaltungen. Neben den Medenspielen und dem täglichen Betrieb auf der Anlage sind noch das Feriencamp für die Jugendlichen und der Sparkassencup zu erwähnen. Es freut uns immer besonders, wenn unsere Mannschaften nach den Medenspielen noch bleiben, oder bei Auswärtsspielen sogar noch einmal vorbeischauen. Auch im Winter treffen sich regelmäßig zahlreiche Mitglieder zu netten Runden und auch zum Fußball-Schauen über Sky.

Grün-Weiß Kurier: Bei dieser Gelegenheit möchte ich stellvertretend für unsere Mitglieder ein Kompliment über Euer Team im gesamten Servicebereich loswerden. Wer hat denn bei Euch das gute Händchen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer passend zu unserem Club zu gewinnen?

Sanela und Amir Kovacevic: Das haben wir immer gemeinsam geschafft. Es ist natürlich wichtig, dass man seine Mitarbeiter fair und korrekt behandelt. Wir glauben, dass uns das meistens gut gelungen ist.

Grün-Weiß Kurier: Kommen wir auf die Spendenaktion anlässlich der Überschwemmungskatastrophe in Bosnien-Herzegowina im Frühjahr 2014 zu sprechen. Die gemeinsame Aktion unter der Leitung von Alexander Schürmann war eine großartige Sache. Im Vordergrund stand natürlich, dass Ihr Gelegenheit hattet, der betroffenen Heimat von Amir zu helfen. Mir persönlich hat die überwältigende Hilfe der Mitglieder gezeigt, dass wir eine große Familie sind und uns untereinander helfen. Welche Gedanken und Gefühle haben Euch bei dieser einmaligen Sache begleitet?

Sanela und Amir Kovacevic: Es war einfach fantastisch. Mit dieser Unterstützung von unseren Mitgliedern, von Freunden und von Firmen, von der Stadt Langenfeld usw. haben wir niemals gerechnet. Es war wirklich berührend, so etwas zu erleben. Und wir konnten uns beim Verteilen der Sachgeschenke vor Ort davon überzeugen, wie notwendig und willkommen die Geschenke aus Langenfeld waren.

Grün-Weiß Kurier: Im Laufe der Zeit haben wir nicht nur für die Außenanlagen, sondern auch für die Neugestaltung des Clubhauses viel Geld in die Hand genommen. Es bleiben immer noch Wünsche nach Verbesserungen und weiteren Veränderungen offen. Jetzt ist Eure Gelegenheit, Verbesserungsvorschläge zu machen: Wo drückt der Schuh?

Sanela und Amir Kovacevic: Wir sind mit der Einrichtung, etwa der Küche und im Thekenbereich, zufrieden. Jedoch würde uns bei der nächsten Verschönerungsaktion eine Erneuerung der Inneneinrichtung gefallen.

Grün-Weiß Kurier: Mit diesem Wunsch rennt Ihr nicht nur bei mir offene Türen ein. Leider muss ich gestehen, dass uns dafür zurzeit die finanziellen Mittel noch nicht zur Verfügung stehen. Tröstlich bleibt die Erkenntnis: Solange wir noch Wünsche haben, haben wir auch Ziele.

Das Gespräch führte Edgar Scholz